Suchterkrankungen | Jüdisches Krankenhaus Berlin
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In der Behandlung von Sucht- und Abhängigkeitserkrankungen besitzt die Klinik eine jahrzehntelange Erfahrung und Tradition. Wir bieten eine qualifizierte Entzugsbehandlung von Alkohol und allen abhängig machenden Substanzen, sowie nicht-stoffgebundenen Süchten (z.B. Spielsucht) an. Besonders zu erwähnen ist die Behandlung der Abhängigkeit von GBL/GHB (mehr Information dazu finden Sie unten). Hier besitzt die Klinik eine breite Behandlungserfahrung.

Die qualifizierte Entgiftungsbehandlung im Jüdischen Krankenhaus Berlin dauert 12 bis 21 Tage, kann jedoch je nach Einzelfall variieren. Sie umfasst den körperlichen Entzug, die psychiatrische und psychologische Diagnostik, ein psychotherapeutisches Gruppenprogramm, sowie die Erstellung eines Nachsorgekonzeptes unter Einbeziehung der individuellen sozialen Situation der Betroffenen.

Am Anfang des qualifizierten Entzuges stehen die Erhebung der Krankengeschichte und die Diagnosestellung. Zur Abklärung eventueller Begleiterkrankungen (wie z. B. einer Fettleber) erfolgt eine ausführliche körperliche Untersuchung und bei Bedarf weiterführende Diagnostik. Der Entzug beginnt dann mit Absetzen des Suchtmittels. Dabei können Entzugssymptome auftreten, die medikamentös behandelt werden müssen, damit die Beschwerden in Grenzen gehalten werden. Die Entzugssymptomatik dauert üblicherweise einige Tage, in Ausnahmefällen länger.

Auch ein Beikonsumentzug bei bestehender Substitution ist möglich. In diesem Falle erhalten Sie ihr Substitut auf der Station weiter, während der Entzug anderer Substanzen durchgeführt wird. Bitte beachten Sie, dass Sie am Aufnahmetag das Substitut noch einmal von Ihrer substituierenden Praxis erhalten müssen. An den Folgetagen erhalten Sie das Substitut von uns. Dies soll versehentliche Doppeleinnahmen am Aufnahmetag verhindern. Sollten Sie mit L-Polamidon substituiert werden beachten Sie bitte, dass die stationär verabreichte Höchstmenge 12 ml pro Tag beträgt. Erhalten Sie in der Häuslichkeit mehr, so dosieren wir die Menge auf 12 ml herunter, entlassen Sie aber zum Ende der stationären Behandlung mit der ursprünglichen Dosis. Der Grund ist, dass man in der Reizabschirmung der Station weniger Substitut benötigt und Sie sich besser auf das therapeutische Programm konzentieren können.

Auch die Beendigung einer Substitutionstherapie ist nach einem beikonsumfreiem Intervall möglich (zweiphasige Entgiftung: erst Beikonsumentgiftung, dann Entlassung und Wiederaufnahme zum Substitutentzug nach beikonsumfreiem Intervall von mindestens  3 Wochen). Haben Sie bereits einen Termin für die Langzeittherapie und können nahtlos nach der Entgiftung damit beginnen, so kann auch eine Beendigung der Substitution bei bestehendem Beikonsum stattfinden. Details werden mit ihrer Substitutionspraxis abgesprochen.

Im Anschluss an den körperlichen Entzug beginnt das therapeutische Programm, das aus Gruppenpsychotherapie, Informationsvermittlung durch Psychoedukation und sozialer Beratung besteht. Ziel dieser von Psychologen und Ärzten geleiteten psychotherapeutischen Gruppen ist es, die biologischen und psychologischen Mechanismen von Suchterkrankungen sowie die persönliche Krankheitsentwicklung zu verstehen. Ziel ist es, die Motivation zu Abstinenz zu festigen, Bewältigungsstrategien zum Umgang mit der Krankheit und deren Folgen zu erlernen und ein persönliches Nachsorgekonzept zu entwickeln.

Viele Patienten sind sich bei Antritt der Therapie noch nicht sicher, ob sie ihr Verhalten als „süchtig einschätzen“ würden. Im Rahmen der Therapien sollen die Patienten ihren eigenen Konsum einschätzen lernen und Klarheit darüber erlangen, wie sie in Zukunft mit ihrer Suchterkrankung umgehen möchten. Hierzu erstellen unsere Patienten eine Übersicht ihrer Suchtgeschichte und diskutieren diese in den suchtbezogenen Gruppen mit Mitpatienten und Therapeuten.

Da Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen häufig auch andere psychische Leiden wie z. B. Depressionen, Angsterkrankungen oder psychotische Störungen zeigen, legen wir großen Wert auf eine ausführliche psychiatrische und psychologische Diagnostik. So können wir eine integrative Behandlung anbieten, die weitere psychiatrische Begleiterkrankungen einschließt.

Nach Ende der körperlichen Entgiftung und der Diskussion der Suchtgeschichte besuchen unsere Patienten Selbsthilfegruppen außerhalb des Krankenhauses, die sie sich selbstständig aussuchen. Auf diese Weise soll der Kontakt zur Selbsthilfe erleichtert und die nachstationäre Zeit vorbereitet werden. Wir halten den Besuch von Selbsthilfegruppen für sehr hilfreich bei der Aufrechterhaltung einer dauerhaften Abstinenz. Deshalb arbeiten wir eng mit den Vertretern verschiedener Selbsthilfegruppen zusammen. Sie erhalten im Laufe Ihres Aufenthaltes Informationen über verschiedene Angebote der Selbsthilfe und institutioneller Hilfe. Teilweise stellen sich die Selbsthilfegruppen und Nachsorgeanbieter persönlich auf Station vor.

Zur Gewährleistung eines reibungslosen Übergangs besteht nach der Entlassung aus unserer Klinik die Möglichkeit einer nachstationären Behandlung in unserer Ambulanz. Diese erfolgt in therapeutisch geleiteten Gruppen, die Sie zwei Wochen lang besuchen können.

Patientinnen und Patienten mit einer GBL-Abhängigkeit werden in letzter Zeit mehr und mehr in psychiatrischen Kliniken vorstellig. Unsere Klinik besitzt  große klinische Erfahrung und Kompetenz. Die Entzugsbehandlung sollte nur von Kliniken mit Erfahrungen mit dieser Substanz durchgeführt werden. Da GBL eine stark sedierende Substanz ist, substituieren wir die Patientinnen und Patienten mit einem Benzodiazepin, welches je nach üblicher Einnahmedosis des GBL seinerseits vergleichsweise hoch dosiert werden muss. Auf diese Weise können die Entzugssymptome kontrolliert werden. Unser erfahrenes Behandlerteam überwacht den Verlauf des Entzuges sehr engmaschig, um die Patientinnen und Patienten sicher durch den körperlichen Entzug zu führen. Danach erfolgt das therapeutische Programm wie bei den anderen Entzügen auch. .