Zentrum für Herzinsuffizienz | Jüdisches Krankenhaus Berlin
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Zentrum für Herzinsuffizienz

Zentrum für Herzinsuffizienz

Das Zentrum für Herzinsuffizienz am Jüdischen Krankenhaus Berlin, gegründet im September 2005, ist ein krankheits- und serviceorientiertes Zentrum für Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz. Unsere Spezialisierung auf dem Gebiet der konservativen und interventionellen Therapie bietet den Patienten eine hohe Versorgungsqualität, umrahmt von optimierten, strukturierten Abläufen.

Allein in Deutschland leiden mehr als zwei Millionen Menschen an einer Herzschwäche, in der Fachsprache Herzinsuffizienz genannt. Herzinsuffizienz umschreibt die fehlende Anpassungsfähigkeit eines kranken Herzens auf körperliche Belastung. Den Betroffenen geht schnell „die Luft aus“, so dass Alltagstätigkeiten wie Treppensteigen oder der Einkauf zunehmend schwerer fallen. Im fortgeschrittenen Stadium führt die Herzschwäche zu einem vollständigen Verlust körperlicher Leistungsfähigkeit. Unzureichend behandelten Patienten droht der plötzliche Herztod oder die fortschreitende, ebenfalls tödliche Herzmuskelschwäche.

Oft wird die Erkrankung in ihren Anfängen verkannt und in ihrer Bedeutung unterschätzt. Charakteristisch ist die Größenzunahme der Herzkammer, gefolgt von einer Abnahme der Pumpleistung. Gleichzeitig treten auch Veränderungen des elektrischen Erregungsbildes und der Erregungsleitung auf. Letzteres ist Ursache für den gestörten Kontraktionsablauf (Anspannung und Entspannung) des Herzmuskels sowie für das Auftreten von lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen.

Auslöser der Herzinsuffizienz ist eine Schädigung der normalen Herzfunktion, zum Beispiel durch einen Herzinfarkt oder eine Herzklappenerkrankung. Die häufigste Ursache ist die Herzinfarktnarbe bei der koronaren Herzerkrankung. Eine vermehrte Druckbelastung bei Arterieller Hypertonie (Bluthochdruck), Druck- oder Volumenbelastung durch Herzklappenerkrankungen oder ein primärer Herzmuskelschaden durch eine entzündliche / toxische Erkrankung des Herzmuskels (Kardiomyopathie) sind weitere Grunderkrankungen. Bei der so genannten diastolischen Funktionsstörung ist die Erschlaffung des Herzmuskels beeinträchtigt, wodurch die Füllung der linken Herzkammer erschwert wird.

Die Herzinsuffizienz wird anhand der Beschwerden, der körperlichen Untersuchung und technisch apparativ diagnostiziert. Zu den typischen Anzeichen (Symptomen) gehören Leistungsminderung, Luftnot bei Belastung sowie häufiges nächtliches Wasserlassen. Bei der körperlichen Untersuchung findet man häufig Ödeme (Wasseransammlung) an den Unterschenkeln.

Zum Standard der technisch apparativen Diagnostik gehören Blutuntersuchungen, das Ruhe - EKG, Langzeit – EKG, Röntgen von Herz und Lunge, sowie die Echokardiographie (Herzultraschall). Die Stressechokardiographie kann ergänzend zum Einsatz kommen, wenn eine koronare Herzerkrankung als Ursache vermutet wird. Für bestimmte Fragestellungen wird das Kardio-MRT eingesetzt. Die Abklärung der zugrunde liegenden Herzerkrankung mittels Herzkatheter kommt in den meisten Fällen ergänzend hinzu.

In unserem Zentrum behandeln wir Patienten mit den unterschiedlichsten zugrunde liegenden Herzerkrankungen. Neueste Untersuchungs- und Therapieverfahren ermöglichen uns eine frühe Erkennung und gezielte Behandlung der Herzschwäche. Die diagnostische Abklärung erfolgt häufig ambulant in unserer Sondersprechstunde Herzinsuffizienz.

Prinzipiell kann das Fortschreiten einer Herzinsuffizienz durch konsequente Behandlung der ursächlichen Erkrankung verhindert werden. Präventionsmaßnahmen in diesem Sinne sind die optimierte Therapie der Risikofaktoren sowie eine zeitgerechte Therapie von Klappenfehlern und Rhythmusstörungen. Entwickelt sich dennoch eine chronische Herzinsuffizienz, richtet sich deren Therapie nach der Ursache und dem Schweregrad der Erkrankung. Zur Basistherapie gehört die medikamentöse Einstellung. Ergänzend kommen auch invasive bzw. chirurgische Therapieoptionen zur Anwendung. Am wichtigsten sind hier Maßnahmen zur besseren Durchblutung verengter oder verschlossener Gefäße, sogenannte revaskularisierende Maßnahmen (Koronare Ballondilatation mit Stent-Implantation bzw. Bypassoperation). Zusätzlich zur individuell angepassten Gabe von Medikamenten gelingt es uns dank „intelligenter Implantate“, das Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten. Dazu zählen resynchronisierende Dreikammerherzschrittmacher (CRT) und Implantierbare Defibrillatoren (ICD).

Ein neues Therapiekonzept in der Behandlung der fortgeschrittenen Herzinsuffizienz ist die Kardiale Resynchronisationstherapie (CRT). Diese innovative Technologie bewirkt die Rückkehr zu einer koordinierten, synchronen Schlagabfolge der Herzkammern durch elektrische Impulse, die von einem Herzschrittmacher zum Herzen geleitet werden. Der stationär durchgeführte operative Eingriff erfordert eine exzellente Bildgebung (Durchleuchtung) und macht daher die Implantation im Herzkatheterlabor notwendig. Unsere hochmoderne Herzkatheteranlage bietet hierfür beste Voraussetzungen.

Patienten, bei denen die Pumpleistung der linken Herzkammer deutlich eingeschränkt ist, besitzen ein erhöhtes Risiko, an einem plötzlichen Herztod zu versterben. Diesen Patienten bieten wir eine Therapiemöglichkeit mit Einsatz eines Implantierbaren Defibrillator (ICD). Durch den ICD kann das Herz bei einem plötzlich auftretenden Stillstand (Kammerflimmern) automatisch per Elektroschock wieder zum Schlagen angeregt werden. Patienten, die gleichzeitig die Kriterien zur CRT erfüllen, profitieren von speziellen ICD-Systemen, die sowohl die Fähigkeit konventioneller ICD-Systeme als auch die Möglichkeit der CRT-Stimulation vereinen.

In besonderen Fällen der schweren Herzschwäche implantieren wir auch zusätzlich zu einem ICD oder CRT spezielle Systeme zur Kardialen Kontraktilitäts Modulation (CCM), die durch Elektrostimulation des Herzmuskels zu einer Verbesserung der Pumpfunktion führen. Dadurch kann die Belastbarkeit der Patienten deutlich verbessert werden.

Begleitende Maßnahmen zur medikamentösen und operativen Therapie sind Änderungen des Lebensstils mit Gewichtsnormalisierung, Aufgabe des Rauchens (Nikotinkarenz), Kontrolle der Flüssigkeitszufuhr sowie körperliches Ausdauertraining unter medizinisch kontrollierten Bedingungen.

Sollten die ambulant erhobenen Befunde eine stationäre Behandlung erforderlich machen, so wird für jeden Patienten ein individueller Therapieplan aufgestellt. Die Dauer des stationären Aufenthaltes richtet sich nach den durchzuführenden Maßnahmen. In der Regel empfehlen wir, sowohl für die Neu- oder Feineinstellung der Medikation als auch für die operative Implantation eines ICD / CRT etwa 7 bis 10 Tage Aufenthalt einzuplanen.

Sowohl die medikamentöse Behandlung als auch die Feineinstellung der komplexen Funktionen von Herzschrittmachern und implantierten Defibrillatoren müssen nach dem Klinikaufenthalt für jeden Patienten individuell eingestellt und optimiert werden. Hierzu bieten wir eine ambulante Nachsorge im Rahmen der Herzinsuffizienz- und Herzschrittmachersprechstunde an. Außerdem besteht die Möglichkeit, die Implantatfunktion telemedizinisch zu überwachen. Dabei sendet das Implantat die Kontrolldaten automatisch per Funk an unsere Klinik.

Außer der korrekten und regelmäßigen Einnahme der Medikamente leisten Änderungen im Lebensstil einen wichtigen Beitrag, um einer Herzinsuffizienz entgegen zu wirken. Selbstverständlich begleiten wir unsere Patienten auch auf diesem für sie manchmal schwierigen Weg geduldig mit Rat und Tat.

Die übergeordneten Ziele in der Therapie der Herzinsuffizienztherapie sind zusammengefasst die Verbesserung der Lebensqualität sowie ein längeres Leben mit weniger Krankheitsgefühl.

Prof. Dr. med. Kristof Graf

Chefarzt
Prof. Dr. med. Kristof Graf
Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie

Oberarzt
Dr. med. Andreas Greissinger
Facharzt für Innere Medizin, Schwerpunkt Kardiologie

Anmeldung zur Sprechstunde
Tel.: 030 4994-2662