Das venöse Beingeschwür (Ulcus cruris venosum)
Definition und Häufigkeit:
- Geschwür des Unterschenkels wegen einer venösen Abflussstörung des Blutes
- Schwerstes Stadium der chronisch-venösen Insuffizienz
- 70 - 80% aller Beingeschwüre sind venösen Ursprungs
- Krankheitsverläufe über teilweise Jahrzehnte
Entstehungsmechanismus und Beschwerdebild:
- Chronischer Rückstau des venösen Blutstroms in den Beinvenen und Kapillaren.
- Austritt von Flüssigkeit und festen Blutbestandteilen in das Gewebe.
- Dadurch Behinderung der Gewebeversorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen.
- Folge sind Hautverfärbung („trophische Störungen“), Schwellungen der Beine und Füße mit Schweregefühl („ambulatorische venöse Hypertonie“) und oft auch Brennen und Juckreiz.
- Als Folge kleinerer Verletzungen (Bagatelltrauma, Kratzer) entstehen häufig nicht heilende Geschwüre (Ulcus cruris).
- Wundschmerzen mit eingeschränkter Beweglichkeit führen wiederum zu Abflussstörung und Heilungsverzögerung („arthrogenes Stauungssyndrom“).
- Bakterielle Infektionen verursachen Wundgeruch mit der möglichen Folge sozialer Isolation.
- Zusammenfassend führen Beingeschwüre zu beträchtlicher Einschränkung der Lebensqualität.
Behandlung:
- Verbesserung des Blutrückstroms mit Abnahme der Stauungserscheinungen
- Bewegungsübungen und regelmäßiges Hochlagern der Beine
- Physikalische Therapie (Entstauungsgymnastik, evtl. Lymphdrainage)
- Basistherapie ist die Kompressionstherapie mit Reduktion der Druck- und Volumenbelastung
- tagsüber Kompressionsverband des Unterschenkels mit sog. Kurzzugbinden
- Nach Beseitigung der Schwellung (Ödeme) und Abheilen des Geschwürs Anpassen eines medizinischen Kompressionsstrumpfes des Unterschenkels (Kompressionsklasse II oder III)
- Neuverordnung von 2 Paaren alle 6 Monate (Kassenleistung)
- Strukturierte Wundbehandlung
- Systemische Antibiotikatherapie bei Infektion
- Lokales Wundmanagement mit
- Wundreinigung und moderne Wundauflagen mit Erhaltung eines feuchten Milieus
- Keine Puder, Cremes oder Salben! Kein Quark oder Honig!
- Arzneimitteltherapie
- Schmerztherapie, wenn nötig
- Bei Infektionszeichen orale oder auch vorübergehend intravenöse Antibiotika (systemische Anwendung)
- Keine Selbstbehandlung mit lokaler Anwendung von Antibiotika (Allergiegefahr!)
- Keine Kortisonpräparate in die Wunden!
- Blutverdünnung (orale Antikoagulation) bei wiederholten Beinvenenthrombosen mit postthrombotischem Syndrom
- Ggf. operative Therapie
- Krampfader-Chirurgie, wenn sinnvoll (Diagnostik durch den Gefäßmediziner mittels Ultraschall / Duplexsonographie)
- „Shave-Prozedur“ bei „Gamaschenulcera“