Darmerkrankungen | Jüdisches Krankenhaus Berlin
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Darmerkrankungen

Wenn Darmprobleme länger anhalten, liegt häufig eine ernsthafte Darmerkrankung vor. Um Erkrankungen des Darms zu erkennen, gibt es verschiedene gastroenterologische Untersuchungen. Treten Darmbeschwerden bzw. Symptome wie Durchfälle, Bauchschmerzen, starke Gewichtsabnahmen oder andere Auffälligkeiten des Stuhlgangs über längere Zeit auf, müssen diese medizinisch abgeklärt und behandelt werden.

Bei einer Darmerkrankung leiden Patienten häufig unter folgenden Symptomen:

  • Stuhlunregelmäßigkeiten wie Durchfall oder Verstopfung
  • Schmerzen bzw. Krämpfe im gesamten Bauchbereich
  • Blähungen in Kombination mit Blut im Stuhl oder vermehrten Schleimauflagerungen

Darminfektionen gehören zu den häufigsten Darmerkrankungen. Krankheitserreger und Parasiten, die z.B. über verdorbenes Essen oder verschmutztes Trinkwasser aufgenommen werden, können durch Giftstoffe die Darmschleimhaut schädigen. Durchfall, Bauchschmerzen und Appetitlosigkeit sind die Folge.

Betrifft die Entzündung ausschließlich den Wurmfortsatz, spricht man von einer Blinddarmentzündung. Sie kann durch Krankheitserreger oder Fremdstoffe ausgelöst werden. Typische Beschwerden sind Schmerzen in der Nabel- oder Magengegend, Übelkeit und Erbrechen, Appetitlosigkeit und Fieber. In schweren Fällen muss der Wurmfortsatz operativ entfernt werden, da er sonst die Darmwand durchbrechen kann und der Darminhalt in die Bauchhöhle gelangt.

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED). Man versteht hierunter eine gutartige Darmerkrankung, die sich vor allem durch das Auftreten von schweren Durchfällen, zum Teil mit Blutbeimengungen, bemerkbar macht. Zusätzlich treten beim Morbus Crohn sehr häufig Fisteln in der Afterregion auf.


Operationsverfahren
Der Morbus Crohn kann weder durch eine Operation, noch durch Medikamente vollständig geheilt werden. Daher darf bei jeder Operation, nur soviel Darm wie unbedingt notwendig entfernt werden, d.h. nur sparsam der erkrankte Darm. Abszesse und Fisteln müssen chirurgisch therapiert werden. Bei Zerstörung des Schließmuskels durch Fisteln muss ein künstlicher Darmausgang angelegt werden.

Die Colitis ulcerosa kann durch die Entfernung des Dickdarms geheilt werden. Besteht also die Operationsindikation, müssen Dickdarm und Mastdarm entfernt werden. Durch modernste Operationstechniken kann heutzutage ein künstlicher Darmausgang vermieden werden.

Unter einem Divertikel versteht man eine kleine Ausstülpung der Darmschleimhaut durch Muskellücken der Darmwand an jenen Stellen an denen auch die versorgenden Blutgefäße durch die Darmwand treten. Divertikel können im gesamten Dickdarm (Kolon), aber auch im Dünndarm, vorkommen. Am häufigsten findet man sie im Sigma (S-Darm), der sich im linken Unterbauch befindet. Finden sich mehrere Divertikel im Dickdarm so spricht man von einer Divertikulose. Die überwiegende Zahl aller Patienten mit einer Divertikulose, das heißt etwa 70-80 %, haben keinerlei Beschwerden. Entzünden sich diese Divertikel treten Schmerzen, meist lokalisiert im linken Unterbauch auf. Man spricht dann von einer Divertikulitis oder Sigmadivertikulitis. Etwa 10-20 % der Divertikulosepatienten entwickeln im Laufe ihres Lebens eine solche symptomatische Entzündung.

Bei immer wieder auftretenden Entzündungen ist eine operative Therapie mit Entfernung des betroffenen Darmabschnittes indiziert um Komplikationen zu vermeiden.

Im Notfall (Darmdurchbruch, Bauchfellentzündung, Darmverschluss) besteht immer die Notwendigkeit zur Operation. Manchmal muss in diesem Fall vorübergehend ein künstlicher Darmausgang angelegt werden, der jedoch nach einiger Zeit wieder zurückverlegt werden kann. Zudem besteht in einem solchen Fall immer akute Lebensgefahr, so dass bei immer wieder auftretenden Divertikelentzündungen mit Komplikationen rechtzeitig über eine Operation nachgedacht werden sollte.

Der Begriff Darmkrebs bezeichnet einen bösartigen Tumor im Dickdarm oder Mastdarm. Bösartige Tumoren im Dünndarm sind im Gegensatz dazu äußerst selten.

Folgende Fachbegriffe werden benutzt:

•    Kolonkarzinom bedeutet Dickdarmkrebs
•    Rektumkarzinom bedeutet Mastdarmkrebs
•    Kolorektales Karzinom fasst Dickdarm- und Mastdarmkrebs zusammen

Darmkrebs entwickelt sich aus der Darmschleimhaut. Aufgrund dessen gehört das Kolorektale Karzinom zu den so genannten Adenokarzinomen (lat. Adeno bedeutet Drüse).

Darmkrebs tritt in den verschiedenen Abschnitten des Dickdarms unterschiedlich häufig auf. Mehr als die Hälfte aller Darmtumoren findet man im letzten Darmabschnitt, also im Mastdarm und dem angrenzenden Sigma.

Darmkrebs gehört weiterhin zu den häufigsten Tumorerkrankungen. In Deutschland erkrankten 2014 immer noch mehr als 60.000 Personen (33.000 Männer und 26.000 Frauen), ca. 25.000 sterben jedes Jahr an Darmkrebs. Grundsätzlich gilt: Jeder kann in jedem Alter Darmkrebs bekommen. Bestimmte Personengruppen aber haben ein besonders hohes Risiko, an Darmkrebs zu erkranken.

Typische Symptome wie Stuhlunregelmäßigkeiten, Bauchschmerzen, Blut im Stuhl und Gewichtsabnahme treten meist erst dann auf, wenn der Krebs bereits ein fortgeschrittenes Stadium erreicht hat. Behandlungsmöglichkeiten und Prognose hängen vom Stadium der Erkrankung ab, d. h. davon wie weit die Erkrankung bereits fortgeschritten ist. Daher kommt der Früherkennung eine besondere Bedeutung zu.

Darmkrebs entsteht aus gutartigen Vorstufen, den Polypen oder Adenomen, die bis zur Entartung ca. 10-15 Jahre brauchen. Diese gutartigen Vorstufen lassen sich durch die Darmspiegelung erkennen. Spezifische Stuhltests können Hinweise auf Vorstufen liefern, die dann durch eine Darmspiegelung abgeklärt werden.

Die Entfernung der Vorstufen bedeutet Krebsverhinderung!

Diese Erkenntnis hat zur Einführung spezifischer Vorsorge- und Früherkennungsprogramme geführt, die allen Versicherten ab dem 50. Lebensjahr zur Verfügung stehen. Die Vorsorgedarmspiegelungen werden durch die niedergelassene Kollegen durchgeführt.

In unserer Endoskopie steht modernste Technik zur Verfügung, um selbst kleinste Polypen frühzeitig zu erkennen. Hochauflösende Videobilder (HDTV) werden ergänzt durch Färbetechniken. Bei viele Patienten, die uns zur Koloskopie vorgestellt werden, entdecken wir solche Gewebeveränderung und können diese fast immer umgehend entfernen und ihnen so eine erneute Behandlung ersparen (sog. Polypektomie mit einer Schlinge). Bei größeren Polypen/Tumoren werden mittels endoskopischer Schleimhautentfernung (Mukosaresektion/EMR) entfernt.

Risikofaktoren bei Polypen/Darmkrebs
Etwa 70 Prozent aller Darmtumoren treten spontan oder sporadisch auf, also ohne eine nach heutigem Stand der Forschung erkennbare Ursache. Man weiß heute, dass die Krebsvorstufen, die Darmpolypen, bereits 10-15 Jahre gewachsen sind, bevor sie zu Darmkrebs entarten.

Bei knapp 30 Prozent aller Darmkrebsfälle liegt eine genetische, familiäre Belastung zu Grunde. Unterschieden wird hierbei zwischen den erblichen Darmkrebsformen (bis 8 Prozent) und der familiären Häufung von Darmkrebs (20 bis 25 Prozent). Eine weitere Risikogruppe für Darmkrebs bilden die Menschen mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn).

Therapie
Darmkrebs ist gut behandelbar und bei etwa 6 von 10 Patienten auch heilbar. Voraussetzung für eine Heilung ist, dass das Krebsgewebe vollständig herausgeschnitten oder auf andere Weise zerstört werden kann. Dies ist am ehesten dann möglich, wenn der Tumor in einem frühen Stadium entdeckt wurde, in dem er noch örtlich begrenzt ist und keine Metastasen gebildet hat.

In einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium dienen die Therapien meist dazu, den Krebs weitestgehend zu entfernen und eine weitere Ausbereitung des Tumors möglichst lange aufzuhalten. Damit kann bei vielen Patienten oft über Jahre ein Leben mit guter Lebensqualität erreicht werden.

In den meisten Fällen von Darmkrebs ist die Operation des Darmtumors ein wichtiger Schritt der Behandlung. Hierbei können wir den überwiegenden Teil der Tumoren mit der Schlüssellochchirurgie (minimal-invasive Chirurgie) sicher entfernen. Die anschließende, feingewebliche Untersuchung des Tumorgewebes vervollständigt die Diagnose hinsichtlich Krankheitsstadium und Wachstumsverhalten des Tumors. Diese Informationen fließen in die weitere Planung der Krebstherapie ein.

Bei vielen Patienten ist auch die Chemotherapie Teil der Behandlung. Patienten mit Rektumkarzinom erhalten zudem oft eine Bestrahlung. Haben sich bereits Metastasen entwickelt, besteht die Möglichkeit, neben Chemotherapeutika auch sog. zielgerichtete Medikamente einzusetzen.

Aus den Ergebnissen der Untersuchungen leiten wir in unserer interdisziplinären (fachübergreifenden) Tumorkonferenz gemeinsam mit allen an Ihrer Behandlung beteiligten Experten die für den einzelnen Patienten individuell bestmögliche Behandlungsempfehlung ab. An dieser Konferenz beteiligen sich folgende Fachärzte:


•    Gastroenterologen/Internisten (Experten für Erkrankungen von Magen, Darm und Leber)
•    Chirurgen (Viszeral- bzw. Bauchchirurgen)
•    Onkologen (Krebsmediziner)
•    Strahlentherapeuten
•    Pathologen (Spezialisten für feingewebliche Untersuchungen)
•    Radiologen

Die sog. Fast-Track-Chirurgie bei Dickdarmeingriffen soll dem Patienten eine schnellere Genesung und einen kürzeren Aufenthalt in der Klinik ermöglichen. Hierzu ist die intensive Mitarbeit des Patienten schon am Operationstag und den weiteren Tagen in der Klinik notwendig. Wir wenden in unserer Abteilung ein modifiziertes Fast-Track-Verfahren an:

  • Eine intensive Darmreinigung durch Abführmittel entfällt.
  • Die notwendige Diagnostik, die Aufklärung über den Eingriff, das Narkosegespräch erfolgen in der Regel ambulant.
  • Der Bauchschnitt (Laparotomie) erfolgt quer, von rechts nach links verlaufend und ist damit schmerzarmer. Beim minimal-invasiven Verfahren sind die Zugänge entsprechend kleiner und schmerzarmer.
  • Die Schmerztherapie kann über einen Rückenmarkskatheter durchgeführt werden.
  • Die Einlage von Magensonden, Blasenkathetern und ernährende Venenzugängen sind nicht notwendig.
  • Der Patient darf noch am Operationstag wieder trinken und etwas eiweißreiche Kost (Joghurt) zu sich nehmen.
  • Am nächsten Tag muss der Patient mehrere Stunden aus dem Bett heraus, im Stuhl sitzen und gehen. Hierbei sind die Krankengymnasten behilflich.
  • Der Patient darf am ersten postoperativen Tag eine leichte Kost und Joghurt zu sich nehmen und sollte mindestens 1,5 l trinken.
  • In den weiteren Tagen wird die Ernährung angepasst und gesteigert. Der Patient läuft schon einige Treppen mit den Krankengymnasten. Bei Wohlbefinden und zufrieden stellender Darmfunktion, sowie bei reizlosen Wundverhältnissen kann eine Entlassung in der Regel nach einer Woche erfolgen. Die weitere Behandlung erfolgt ambulant.