Das venöse Beingeschwür | Jüdisches Krankenhaus Berlin
Zu den Inhalten springen
[ ]
Schriftgröße+
english

Das venöse Beingeschwür (Ulcus cruris venosum)

Definition und Häufigkeit:

  • Geschwür des Unterschenkels wegen einer venösen Abflussstörung des Blutes
  • Schwerstes Stadium der chronisch-venösen Insuffizienz
  • 70 - 80% aller Beingeschwüre sind venösen Ursprungs
  • Krankheitsverläufe über teilweise Jahrzehnte

Entstehungsmechanismus und Beschwerdebild:

  • Chronischer Rückstau des venösen Blutstroms in den Beinvenen und Kapillaren.
  • Austritt von Flüssigkeit und festen Blutbestandteilen in das Gewebe.
  • Dadurch Behinderung der Gewebeversorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen.
  • Folge sind Hautverfärbung („trophische Störungen“), Schwellungen der Beine und Füße mit Schweregefühl („ambulatorische venöse Hypertonie“) und oft auch Brennen und Juckreiz.
  • Als Folge kleinerer Verletzungen (Bagatelltrauma, Kratzer) entstehen häufig nicht heilende Geschwüre (Ulcus cruris).
  • Wundschmerzen mit eingeschränkter Beweglichkeit führen wiederum zu Abflussstörung und Heilungsverzögerung („arthrogenes Stauungssyndrom“).
  • Bakterielle Infektionen verursachen Wundgeruch mit der möglichen Folge sozialer Isolation.
  • Zusammenfassend führen Beingeschwüre zu beträchtlicher Einschränkung der Lebensqualität.

Behandlung:

  • Verbesserung des Blutrückstroms mit Abnahme der Stauungserscheinungen
    • Bewegungsübungen und regelmäßiges Hochlagern der Beine
    • Physikalische Therapie (Entstauungsgymnastik, evtl. Lymphdrainage)
  • Basistherapie ist die Kompressionstherapie mit Reduktion der Druck- und Volumenbelastung
    • tagsüber Kompressionsverband des Unterschenkels mit sog. Kurzzugbinden 
    • Nach Beseitigung der Schwellung (Ödeme) und Abheilen des Geschwürs Anpassen eines medizinischen Kompressionsstrumpfes des Unterschenkels (Kompressionsklasse II oder III)
    • Neuverordnung von 2 Paaren alle 6 Monate (Kassenleistung)
  • Strukturierte Wundbehandlung
    • Systemische Antibiotikatherapie bei Infektion
    • Lokales Wundmanagement mit 
      • Wundreinigung und moderne Wundauflagen mit Erhaltung eines feuchten Milieus
      • Keine Puder, Cremes oder Salben! Kein Quark oder Honig!
  • Arzneimitteltherapie
    • Schmerztherapie, wenn nötig
    • Bei Infektionszeichen orale oder auch vorübergehend intravenöse Antibiotika (systemische Anwendung)
    • Keine Selbstbehandlung mit lokaler Anwendung von Antibiotika (Allergiegefahr!)
    • Keine Kortisonpräparate in die Wunden!
    • Blutverdünnung (orale Antikoagulation) bei wiederholten Beinvenenthrombosen mit postthrombotischem Syndrom
  • Ggf. operative Therapie
    • Krampfader-Chirurgie, wenn sinnvoll (Diagnostik durch den Gefäßmediziner mittels Ultraschall / Duplexsonographie)
    • „Shave-Prozedur“ bei „Gamaschenulcera“